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Reise-Abenteuer aus Freundschaft

    Vom 13.09.2021 – 19.09.2021 unternahmen Andrea und Elvira eine Reise nach Belarus um trotz der Corona Pandemie und anderer widriger Umstände, die Verbindung zu unseren Freundinnen und Freunden in der Partnerstatdt Polozk aufrecht zu erhalten.

    Anreise und erste Aktivitäten am Dienstag, 14. September

    Am 14.09. Ankunft in Polozk (ca. 07.30 Uhr). Nach dem Öffnen der Koffer, Duschen, 30 min. Ruhepause, Frühstück ging es um 09:00 Uhr noch halb verschlafen zur Zentralbank um Euros in belarussische Rubel zu tauschen.

    Besuch der Kinderpoliklinik, laufende Projekte besprechen, Anschaffungen anzuschauen für „Antimobbing“ und „Früherkennung“
    Begegnung mit den „Strumok“ Paten, Geldbriefe und Briefe verteilen
    Abends „Strumok“ – Treffen in der Kleingruppe

    Mittwoch, 15. September

    Empfang bei OB Markovich, Vorstellen des Freundeskreises, der gemeinsamen Projekte, Ausblick für die Zukunft
    Bezahlen der Winterjacken und -schuhen in den Geschäften
    Abends „Tschernobyl Echo“ . Treffen in Kleingruppe
    „Studienprojekt“, Treffen mit einem Studenten und einer Dozentin der UNI (zuständig für Auslandsstudium) Polozk

    PVESTNIK berichtet über den Besuch bei der Stadtverwaltung in Polozk.

    Donnerstag, 16. September

    Besuch des Memorialkomplex Urotschishsche Peski

    Kindergarten Nr. 24, Kinder mit Sehstörungen
    Ausgabe der Winterkleidung
    Begegnung mit den Rollstuhlfahrern im Rehazentrum und mit dem med. Personal des Rehazentrum, Führung, Gespräche

    Einrichtung – Tagesaufenthalt für behinderte Menschen, Gespräche, Diskussionen und Ausblick
    Abends Treffen mit Freunden

    gorod214 berichtet aus Polozk

    Freitag, 17. September

    Quilt Club „Proschwa“, Eröffnung der Quilt Ausstellung, Begegnung mit der Quilt-Gruppe, Geschenkübergabe, Diskussion über zukünftige Quilt – Projekt, Kontakte
    Fest der Einheit des belarussischen Volkes, Eröffnung der Heldenallee (17 Polozker Helden des 2. Weltkrieges), Blumen niederlegen, Abends treffen mit Freunden

    Samstag, 19. September

    Treffen mit dem Fahrradklub „Versta“, Übergabe der Bücher „Nur eine Unterhose“ von Roland Hecht
    Ausgabe der verbliebenen Briefe und Geldbriefe
    Treffen mit Freunden, letzte Begegnungen

    15.00 Uhr – Abfahrt nach Minsk

    Pressebericht aus Polozk


    Rückblick

    Elvira Müller

    OB Markovich hat uns eingeladen nach Polozk zu kommen, um unsere Vereinsarbeit durchführen zu können. Er hat uns Unterstützung zugesagt und hat uns aus Minsk abholen und wieder hinfahren lassen. Wir wurden jede Minute rund um umsorgt, alles war sehr gut organisiert. OB Igor Markovich hat uns sehr gut empfangen. Unser Programm wurde von ihm abgesegnet. Die Polozker schätzen und loben ihn sehr.

    Wir haben mit unseren Kooperationsvereinen Projekte besprochen und haben die Weiterführung der Projekte zugesichert.
    Den Freunden gegenüber haben wir unsere Freundschaft bewiesen und versprochen, trotz politischer Situation die Freundschaft nicht aufzugeben, wir spürten eine besondere Wärme und Zuneigung. Unser Besuch war ein Beleg für die Freundschaft und für die Menschen in Polozk sehr wichtig. Wir haben viele Dankesworte für unsere Tätigkeit, Barmherzigkeit und Unterstützung erhalten. Auch konnten wir viele herzliche Grüße für unsere Mitglieder mit auf den Weg nehmen. Wir haben Briefe, Geschenke und Moosbeeren nach Friedrichshafen zurückgebracht.

    Niemand hat uns negativ auf die EU-Sanktionen angesprochen. Umgekehrt, wurde die politische Situation in Belarus und die geschlossenen Grenzen verurteilt.

    Es war zu sehen, dass es in der Stadt an einigem fehlt. Das Hotel Dvina z.B. wird oft anderweitig genutzt. Man sieht kaum Gäste.
    Die Zahl der Infizierten mit Covid19 steigt in Belarus und in Polozk drastisch an. Es ist besorgniserregend. Wir haben auf der Reise die Schutzmaßnahmen streng eingehalten und sind gesund zurückgekommen.
    Reisegruppen nach Polozk zu führen ist noch nicht möglich. Wir müssen weiterhin abwarten, auch der Weg dorthin ist wegen den geschlossenen Grenzen nicht einfach.


    Mitglieder des Freundeskreises Polozk berichten von Ihrem besonderen Trip

    Susann Ganzert

    Auch, wenn die Städtepartnerschaft zwischen Friedrichshafen und Polozk (Belarus) bereits seit 31 Jahren besteht und gelebt wird, gibt es immer wieder etwas Neues und Überraschendes.

    Erst jüngst reisten die Vorsitzende des Freundeskreis Polozk, Elvira Müller, und die Beisitzerin des Vorstands Andrea Kerler-Wicker in die Stadt an der Dwina und nahmen neben außergewöhnlichen Strapazen auch ein großes Risiko auf sich – alles in dem unbedingten Willen, die Spendengelder zu den vielen unterstützungs- und hilfsbedürftigen Menschen in Polozk zu bringen, nachdem dies 2020 nicht möglich war.

    Strapaziös war die Reise nicht nur, weil es vor Ort ein streng getaktetes Programm gab, sondern weil die beiden 73 beziehungsweise 62 Jahre alten Frauen von Zürich über Riga (Lettland) nach Vilnius (Litauen) flogen, von dort mit dem Bus nach Minsk (Belarus) fuhren und von dort mit einem PKW – weil sie das viele Bargeld sicher nach Polozk bringen wollten. 24 Stunden nach ihrer Abreise waren sie gegen 7 Uhr morgens vor Ort und legten eineinhalb Stunden später los – schließlich hatten sie nur ein fünftägiges Visum für humanitäre Hilfe.

    Zurück zum Flughafen Busbahnhof in Vilnius: Dort kontrollierte der Busfahrer (!) sämtliche Papiere seiner 50 Fahrgäste, stellte Fragen und verlangte nahezu jedes Dokument. An der Grenze zwischen Litauen und Belarus mussten dann alle Gepäckstücke aus dem Bus geräumt werden und die litauischen Zöllner schauten sich alles ganz genau an, machten Stichproben. Keine 300 Meter weiter mussten wieder alle Koffer aus dem Bus geräumt werden, damit die belarussichen Beamten ihre Arbeit tun konnten. Die Pässe wurden hin und her gewendet, viele Fragen zum humanitären Reisevisum gestellt… aber niemand fragte nach dem vielen Bar-Geld, das die beiden Frauen offiziell und orientiert an der Maximalmenge (20.000 US-Dollar) bei sich trugen. „Wir waren wirklich sehr erleichtert, nachdem wir die Grenze passiert hatten“, berichtet Elvira Müller.

    Der Rückweg zum Flughafen in Vilnius war viel schneller absolviert, „Belarus wollte uns loswerden“ und so mussten die beiden Reisenden mehr als 9 Stunden im unbeheizten und verwaisten Terminal auf ihren Abflug warten.

    Vor der Abreise gab es so viel zu tun, dass Elvira Müller und Andrea Kerler-Wicker kaum Zeit für Zweifel an ihrem Vorhaben hatten. Ihr Umfeld sah das teilweise etwas anders, vor allem wegen der politischen Situation in Belarus und selbst die Einheimischen attestierten „Dass ihr euch das getraut habt“. In Polozk wartete man sehnsüchtig auf sie und der dortige Bürgermeister hatte sich auf seine Gäste ebenfalls intensiv vorbereitet und die vielen Menschen, die auf die Polozk-Freundinnen warteten, auch. Es galt Jacken und Schuhe für die Aktion „Warmer Winter“ zu kaufen (in vier Geschäften), die Patengelder für Tschernobyl-Hilfe, „Strumok“ und die Union der belarussischen Frauen zu überbringen.

    Fünf Tage nach der Rückkehr erzählt Elvira Müller, dass sie an den ersten beiden Tagen ihr Schlafdefizit ausgleichen musste und sich dann wieder „in die Arbeit gestürzt“ habe. Nach und nach seien ihr die vielen Informationen am Rande wieder eingefallen, das noch einfachere Leben der Polozker: „es fehlt an allem in Polozk“ oder die politischen Konsequenzen für mutige Menschen in Belarus.

    Aber, wie soll man eine Städtepartnerschaft mit derart vielen Kontakten und Freundschaften am Leben erhalten, wenn es nicht dort und hier mutige Menschen gibt?


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